Romy Schneider - die Biographie by Guenter Krenn

Author:Guenter Krenn [Krenn, Guenter]
Language: deu
Format: epub
Publisher: Aufbau
Published: 0101-01-01T00:00:00+00:00

»Mir geht es gut hier bei Dir, Papa«

Der Gedanke an ihren Vater war in Romy Schneider ständig präsent, erinnert sich Peter Weck, der Wolf Albach-Retty im Wiener Burgtheater auch als Bühnenpartner erlebt. »Er hat ihr imponiert, war, wie man in Wien sagt, ein ›Strawanzer‹, schäkerte, war charmant, umgänglich, das hat ihr ungeheuer gefallen. Auf die Waagschale der Komödianterie gelegt, war Magda Schneider niedlich, etwas hausbacken, er dagegen ein Komödiant.«378

Der »Komödiant« sieht seine Tochter in jenen Jahren nur bei gelegentlichen Treffen. Die Gründe dafür liegen auch bei Romys familiärem »Management«. Rosa Albach-Retty äußert während der Dreharbeiten zu Mädchenjahre einer Königin 1954 den Wunsch, ihre Enkelin wiederzusehen, um »von Kollegin zu Kollegin« zu fachsimpeln, allerdings nicht im Beisein Magdas, da diese Romy beeinflussen könne. Die Ex-Schwiegertochter beschwert sich in einem Brief postwendend über den Affront, und Romy muss in einem verordneten Telefonat die Einladung ihrer Großmutter unter diesen Bedingungen persönlich ausschlagen. Drei Jahre später ruft Schneider ihre Großmutter wieder an und bittet um einen Termin. Rosa Albach-Retty sagt zu und arrangiert ein Sonntagsessen. Überraschend treffen auch Wolf Albach-Retty und seine Frau Trude Marlen ein. Als die Großmutter ihre Enkelin im Hotel Sacher anruft, meldet sich Magda Schneider. Sie holt ihre Tochter ans Telefon, die im Beisein ihrer Mutter nun behaupten muss, der Anruf sei nicht von ihr gekommen, jemand habe sich wohl in ihrem Namen einen Scherz erlaubt.

Der alternde Burgschauspieler Albach-Retty erlebt den Aufstieg seiner Tochter also nur über den Umweg der Kinosäle und Illustrierten mit. Es ist beinahe eine Umkehr der Situation aus Romys Kinderzeit. Nun sind es ihre Fotos und Magazinberichte, mit denen er sich über sie informiert. 1957 drehen Vater und Tochter in unmittelbarer Nähe zueinander in einem Wiener Studio, doch erst als Magda Schneider nach München abreist, besucht Romy ihren Vater in seiner Garderobe. Sie verabreden sich für den nächsten Tag, Romy lernt Albach-Rettys zweite Frau Trude Marlen besser kennen, nennt sie »Tante Trude«. Danach ergeben erst die Dreharbeiten zu Der Kardinal für Romy Schneider die erneute Gelegenheit, ihren Vater wiederzusehen, sogar ein Treffen der beiden mit Magda Schneider wird am 26. März 1963 arrangiert. Hermann Leitner, zuständig für die Second-Unit-Regie des Wiener Teils der internationalen Großproduktion, der über Romys heimlichen Wunsch Bescheid weiß, zeichnet im Hintergrund dafür verantwortlich. Man trifft sich im Café Landtmann neben dem Burgtheater, an dem Albach-Retty nun wieder engagiert ist, kramt in Erinnerungen, lacht vor laufender Kamera Tränen, die Wiedervereinigung einer Schauspielerfamilie mit genau verteilten, zeitlich begrenzten Rollen.

Albach-Retty hat sich seinen mitunter skurrilen Humor und den bubenhaften Charme eines »Strizzi«379 bis ins Alter bewahrt. In einem Porträt des Fotografen und Galeristen Franz Christian Gundlach über Albach-Retty liest sich das so: »Ein sehr introvertierter Mann, der um vier Uhr morgens aufstand, auf die Jagd ging und um acht Uhr vor der Kamera stand. Er hat sich immer von der Produktion abgesetzt; er war zwar anwesend, aber nicht präsent. Für mich hatte Romy mehr Ähnlichkeit mit ihm als mit der Mutter; vom Wesen, vom Äußerlichen, von der Ausstrahlung.«380

Gertraud Jesserer dreht mit Albach-Retty noch in der Anfangszeit des österreichischen Fernsehens, wobei er sich väterlich um sie kümmert.

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